"Ich könnte alle halbe Stunde zur Toilette laufen! Habe ich vielleicht eine Blasenentzündung?"

Diese Frage hören Gynäkologen oft von ihren besorgten Patientinnen. Doch meistens kann der Arzt beruhigen. Denn neben Übelkeit und Heißhungerattacken zählt ein verstärkter Harndrang zu den ersten Anzeichen einer Schwangerschaft. Aber nicht nur zu Beginn, manchmal macht die Blase erst in den letzten Wochen vor der Geburt Probleme. Denn wenn das Baby größer wird, nimmt es immer mehr Platz ein und kann schon mal auf die umliegenden Organe drücken – das bekommt dann auch die Blase zu spüren. Viele Schwangere machen zudem die Erfahrung, beim Husten oder Niesen ein paar Tropfen, manchmal sogar größere Mengen Urin zu verlieren. Natürlich ist das unangenehm, doch diese Beschwerden sind vorübergehend und in der Schwangerschaft geradezu typisch. Ist das Baby dann erst einmal da, verschwinden diese Symptome für gewöhnlich wieder.  

Doch wie hängen Inkontinenz und Schwangerschaft genau zusammen?

Im folgenden Artikel erfahren Sie, was im Körper alles passiert und wie sich eine Blasenschwäche entwickeln kann. Lesen Sie hier, wie sich die Symptome äußern, ab wann Sie handeln sollten und was Sie alles für eine gesunde Blasenfunktion tun können – auch schon bevor Sie schwanger werden. Außerdem: Wertvolle Tipps, wie Sie Ihre Schwangerschaft trotz Inkontinenz genießen können.  

Beschwerden: So äußert sich Inkontinenz in der Schwangerschaft

Wächst neues Leben im Körper einer Frau heran, verändert sich alles – nicht nur der Bauchumfang. Schon zu Beginn einer Schwangerschaft bekommen werdende Mütter einige körperliche Umstellungen zu spüren: Vielen macht die morgendliche Übelkeit zu schaffen, einige reagieren plötzlich empfindlich auf bestimmte Gerüche. Und es gibt schwangere Frauen, die vom ständigen, starken Harndrang geplagt sind. Manchmal verlieren sie auch beim Husten, Lachen oder Hochheben von Gegenständen etwas Urin. Um sicherzugehen, worum es sich bei den Beschwerden handelt – ob Reizblase, Blasenschwäche oder eine Infektion der Harnwege – suchen Sie bitte Ihren Arzt auf. Eine Urinuntersuchung liefert meistens schon die ersten richtigen Hinweise.

Daran erkennen Sie Blasenschwäche oder Inkontinenz in der Schwangerschaft:

  • Inkontinenz – eines der ersten Schwangerschaftszeichen
    Ständig, das Gefühl auf die Toilette zu müssen. Oft kommen dann nur ein paar Tropfen. Nicht alle Schwangeren sind davon betroffen, trotzdem ist häufiger Harndrang in den ersten Schwangerschaftswochen eine typische Begleiterscheinung – für gewöhnlich ohne krankhafte Ursache. Meistens klingen die Beschwerden ab dem vierten Monat ab. Denn dann hat sich die Gebärmutter aufgerichtet , um sich nach oben im Bauchraum auszudehnen. Somit bekommt die Blase wieder mehr Platz und der Druck lässt nach. Später, etwa ab dem siebten Monat, können die Beschwerden allerdings wiederkommen.
  • Inkontinenz – im späteren Schwangerschaftsverlauf
    Warum viele Schwangere kurz vor der Geburt von starkem Harndrang berichten, liegt daran, weil das Baby seine Geburtsstellung eingenommen hat. Dann befindet sich der Kopf des Kindes im Becken der Mutter und drückt auf die Blase. Folglich nimmt der Harndrang zu. Dann kann es sein, dass Schwangere nicht nur tagsüber immer eine Toilette in der Nähe brauchen, sie werden auch nachts mehrmals von ihrer Blase geweckt. Da die Blase aus Platzgründen weniger Urin fassen kann, meldet sie sich schon bei kleinen Harnmengen. Hinzu kommt, dass sich die Muskulatur des Beckenbodens auf die Geburt vorbereitet und weicher wird. Das ist der Grund, warum beim Niesen oder Husten – also immer, wenn die Bauchmuskulatur angespannt wird – etwas Urin abgehen kann.  

Ursachen: Wie es zu einer Inkontinenz in der Schwangerschaft kommt

Schwangerschaftshormone

Häufiges Wasserlassen ist in der Schwangerschaft zwar störend, aber meistens harmlos und nicht ungewöhnlich. Der Grund dafür ist das Schwangerschaftshormon Progesteron, das der Körper nun vermehrt produziert. Es ist für die anfängliche Müdigkeit und dem Ausbleiben der Regel verantwortlich und zudem einer der Gründe für Blasenschwäche in der Schwangerschaft Denn Progesteron wirkt auf die Beckenbodenmuskulatur entspannend und macht sie dehnbarer. Das muss auch so sein, damit das Baby gut durch den Geburtskanal gelangen kann. Im Umkehrschluss bedeutet das aber, dass die nachgiebiger werdenden Muskeln und Bänder rund um die Blase Mühe haben, weiterhin für die nötige Stabilität zu sorgen. Gerade auf den Blasenschließmuskel wirkt sich dieser Effekt ungünstig aus.

Nierenfunktion

Das Becken von schwangeren Frauen wird generell besser durchblutet. Das kurbelt die Nierenfunktion an und führt dazu, dass mehr Urin als vor der Schwangerschaft produziert wird. Diese Umstellung des Körpers ist notwendig, damit der Stoffwechsel des Ungeborenen gemeistert und das Fruchtwasser ständig erneuert werden kann. Nicht nur tagsüber nehmen die betroffenen Frauen dann häufigen und starken Harndrang wahr, er macht sich besonders nachts bemerkbar.

Wachsende Gebärmutter

Für starken Harndrang kurz vor der Geburt ist die immer größer werdende Gebärmutter verantwortlich. Sie verdrängt die umliegenden Organe und kann auch auf die Harnblase drücken. Die Blase hat also immer weniger Möglichkeiten, sich auszudehnen und sendet daher schneller das Signal, dass sie voll ist. Gerade in den letzten Wochen vor der Geburt können es manche Schwangere auch oft nicht verhindern, dass sie die Toilette nicht mehr rechtzeitig erreichen und Urin verlieren.

Weitere Inkontinenz-Risiken

Es gibt auch Einflüsse, die bereits vor einer Schwangerschaft das Inkontinenz-Risiko erhöhen. So machen schwangere Frauen mit einer angeborenen Bindegewebsschwäche öfter die Erfahrung einer Blasenschwäche. Genauso, wenn sie bei der letzten Schwangerschaft bereits Probleme mit der Blase hatten oder auf die Rückbildungsgymnastik verzichtet haben.

Das können Sie gegen Inkontinenz in der Schwangerschaft tun

Manchmal "schwächelt" die Blase bereits in den ersten Schwangerschaftswochen, oft erst im letzten Trimester. Doch egal, wann sich werdende Mütter damit befassen müssen, die Frage lautet immer: Wie geht man am besten damit um? Sprechen Sie mit Ihrem Frauenarzt, Ihrer Frauenärztin oder Hebamme über sanfte Therapien und Hilfsmittel. Von ihnen erfahren Sie, was Ihnen jetzt guttut, was Ihnen hilft, die Beschwerden zu milden und wie Sie Ihren Alltag ohne Malheur meistern.

Beckenbodentraining

Gezielte Gymnastik für den Beckenboden ist ein effektives Mittel – schon ab der Frühschwangerschaft. Denn regelmäßiges Training stärkt die Beckenbodenmuskulatur, damit sie die Strapazen der Schwangerschaft besser aushalten kann. Spezielle Yoga- oder Pilates-Übungen kräftigen schonend die relevanten Muskelgruppen. Viele Hebammenpraxen bieten hier entsprechende Kurse an, in denen Sie professionell angeleitet werden. Dort erlernen Sie nicht nur die verschiedenen Übungstechniken, sondern auch, wie Sie alltägliche Dinge, wie Gegenstände hochheben "beckenschonend" bewältigen. Dieses Wissen nützt Ihnen auch nach der Geburt, um die beanspruchten Muskeln wieder aufzubauen. 

Nicht nur regelmäßige Bewegung stärkt die Muskulatur rund um Ihre BlaseSpezielles Beckenbodentraining ist einfach erlernbar und lässt sich auch in Alltag unauffällig ausüben.

Inkontinenzeinlagen

Wenn Sie Ihre Blase nicht mehr in vollem Umfang kontrollieren können, sind aufsaugende Hilfsmittel die idealen Helfer. Viele Schwangere greifen bei Blasenschwäche zunächst auf Monatsbinden zurück. Experten raten davon allerdings ab. Denn Monatsbinden sind nicht darauf ausgerichtet, größere Mengen Urin aufzunehmen, und bieten daher keinen ausreichenden Schutz. Vor allem können sie den Uringeruch nicht neutralisieren. Verwenden Sie am besten eigens dafür entwickelte Inkontinenzeinlagen. Sie sind dünn, kaum zu spüren und deshalb angenehm zu tragen. Und ganz wichtig: Für Ihre Mitmenschen absolut unsichtbar.

Die wesentlichen Unterschiede zwischen Inkontinenzeinlagen und Damenbinden:

Einlagen sind meistens etwas größer und mit dem geruchsbindenden Superabsorber ausgestattet. Dieser sorgt dafür, dass Urin in den Kern der Einlage geleitet und sicher darin eingeschlossen wird – Keine Feuchtigkeit, kein Geruch. So haben Sie jederzeit ein trockenes und sicheres Gefühl und niemandem fällt etwas auf. Unser Tipp: Setzen Sie bei der Auswahl des Inkontinenzartikels auf eine gute Qualität. Ihr Arzt oder Ihre Ärztin berät Sie, damit Sie die passende Inkontinenzeinlage finden.  

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In der Schwangerschaft Gutes für die Blase tun

Es gibt Risikofaktoren für eine Inkontinenz in der Schwangerschaft und Strategien dagegen. Mit den folgenden Maßnahmen können Sie schon vor einer Schwangerschaft einer möglichen Inkontinenz vorbeugen:

Vor der Schwangerschaft:

  • Nicht rauchen Schon beim Kinderwunsch ist es ratsam, ganz auf Zigaretten zu verzichten. Frauen, die vor der Schwangerschaft starke Raucherinnen waren, leiden oft in der Schwangerschaft an Inkontinenz. sie neigen zum sogenannten Raucherhusten, der den Druck im Bauchraum erhöht und so den Beckenboden stark belastet. 
  • Auf Normalgewicht achten
    Übergewicht schwächt die Beckenbodenmuskulatur. Wenn sie ein paar Kilos zu viel haben, sollten Sie versuchen, noch bevor Sie schwanger werden, Ihr Normalgewicht zu erreichen.

Während der Schwangerschaft

  • Viel trinken 
    Wenn Sie gerade erst erfahren haben, dass Sie schwanger sind und unter ständigem Harndrang leiden, nehmen Sie trotzdem ausreichend Flüssigkeit zu sich. Es wäre nicht gut, die Trinkmenge zu reduzieren. Sie würden sonst eine Blasenentzündung riskieren. Es ist sogar besser, mehr als sonst zu trinken, damit die Harnwege immer gut durchgespült werden.
     
  • Gleich zur Toilette gehen
    Wenn im späteren Verlauf der Schwangerschaft die Gebärmutter wächst und auf die Blase drückt, spüren die betroffenen Frauen oft verstärkten Harndrang. Es ist besser zur Toilette zu gehen, wann immer sich die Blase meldet, anstatt sie weiter unnötigem Druck auszusetzen und sie "erziehen" zu wollen.
     
  • Ballaststoffreich ernähren
    Viele Schwangere kämpfen mit Verstopfung. Starkes Pressen auf der Toilette beansprucht den Beckenboden zusätzlich.  Frisches Gemüse und Obst können Abhilfe schaffen, denn sie sind gut für die Verdauung und obendrein kalorienarm. Zudem gelingt es mit Vollkornproduktenbesser als mit Weißmehl, die empfohlene Gewichtszunahme nicht zu überschreiten. So müssen Sie die Extra-Pfunde nach der Geburt nicht mühsam abtrainieren und – noch viel wichtiger – Sie belasten die ohnehin geschwächte Beckenbodenmuskulatur nicht mit unnötigen Kilos.
     
  • Sanfte Sexualität
    Sex in der Schwangerschaft ist absolut erlaubt. Denn Sex wirkt stärkend auf den Beckenboden. Außerdem werden beim Liebesakt das Bindungshormon Oxytocin und das Glückshormon Endorphin frei. Die Glücksgefühle können sich direkt auf das Kind übertragen.
     
  • Damm-Massage
    Damit das Gewebe elastisch bleibt, empfehlen Hebammen eine Damm-Massage. Dafür gibt es spezielle Öle, die für eine gute Durchblutung in dieser Region sorgen. Sie senken dadurch das Risiko einer Geburtsverletzung, die oft der Grund für eine Inkontinenz nach der Schwangerschaft ist.
     
  • Hausmittel
    Bevor Sie bei einer leichten Inkontinenz zu Hausmitteln greifen, sollten Sie  einen ärztlichen Rat einholen. Urogynäkologen wissen, welche Naturheilmittel Sie unterstützen können – prophylaktisch oder begleitend zu einer Therapiemaßnahme.
     
  • Blasenentzündung während der Schwangerschaft
    Wenn Sie sich während der Schwangerschaft eine Blasenentzündung zugezogen haben, können sie den ständigen Harndrang als eine gesunde Reaktion betrachten. Denn der Körper will die Bakterien schnell wieder loswerden. Ihr Arzt weiß, welche Medikamente und Tees die Beschwerden schnell beseitigen und die Gesundheit Ihres Babys nicht gefährden.
     
  • Beckenbodenmuskeln trainieren
    Es ist nie zu früh, mit dem Beckenbodentraining zu starten. Beginnen Sie am besten schon am Anfang der Schwangerschaft mit gezieltem Beckenbodentraining. Anspannen und wieder loslassen. Mit sanften Übungen beugen Sie der sogenannten Gebärmuttersenkung vor und können eine bleibende Blasenschwäche vermeiden.
     
  • Bewegung
    Ausgedehnte Spaziergänge genügen schon, die Körperhaltung zu verbessern und den Beckenboden zu stärken.

Fazit

Eine Schwangerschaft ist faszinierend: Das völlig neue Körpergefühl bringt manchmal aber auch so manche Herausforderung mit sich. Inkontinenz ist eine davon und trifft viele werdende Mütter. Im Prinzip fühlen sie sich gut, sind voller Energie und wollen aktiv sein. Doch wenn ständig die Blase drückt oder sogar Urin unkontrolliert abgeht, kann das die Vorfreude aufs Baby trüben. Inkontinenz ist für Schwangere eine enorme Belastung. Erfreulicherweise ist die Hemmschwelle, sich medizinische Hilfe zu holen, sehr niedrig. Denn die meisten Betroffenen nutzen die regelmäßigen Routine-Untersuchungen, um ihre Blasenprobleme bei ihrem Gynäkologen anzusprechen. Gut so! Denn so wird schnell klar, dass sie mit diesem Problem nicht alleine dastehen – die Beschwerden sogar völlig normal sind – und man selbst viel tun kann, die Blasenfunktion zu stärken. 

Wichtig zu wissen: Wenn sich in einer vorherigen Schwangerschaft bereits Blasenprobleme gezeigt haben, können die Beschwerden in einer nachfolgenden schlimmer werden. Womit Sie positiven Einfluss nehmen können und welche Therapien oder Medikamente in Frage kommen, erfahren Sie von Gynäkologen, Urologen und Hebammen. Auch wenn trotz aller Maßnahmen die Beschwerden nach der Entbindung andauern, bleiben Sie geduldig. Inkontinenz nach der Geburt ist kein Schicksal und eine vollständige Genesung möglich. Ihr Arzt unterstützt Sie dabei. 

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